Dienstag, 28. August 2012

Artemisia Annua Anbau


Es ist hierzulande nicht so leicht, Artemisia Annua über den Winter zu
bringen oder die Pflanze über Stecklinge zu vermehren.

Aber es geht.

[Ergänzt 2016]

Der Anfang



So fängt es an - mit kleinen Pflanzen, die man sich besorgt oder aus Samen zieht.

Deren Qualität ist ausschlaggebend, da die aus ihnen gezogenen Stecklinge
mit ihnen genetisch identisch sind und bleiben!

[An sich ist die Pflanze zweijährig, das heißt aber auch, daß der Wirkstoffgehalt
ab dem zweiten Jahr möglicherweise nachläßt - also immer aus Samen nachziehen]

Das Feld



Das Feld: Anspruchslos, irgendwo zwischen Blumen, aber mit genügend
Sonne. Wenn notwendig gießen.

! Untere, einzelne Zweige genügend großer Pflanzen lassen sich (genügend
weit von der Mutterpflanze) in die Erde drücken und bilden dort mit
neuen Wurzeln neue (genetisch identische) Tochterpflanzen!



Diese lassen sich ebenfalls - und viel leichter als Stecklinge - über den Winter bringen.

(Siehe weiter unten: "Die Stecklinge über den Winter bringen")


Erntereif



Geerntet wird, wenn die Pflanze etwa 1,20 - 1,30 Meter hoch ist (oder höher - blaues
Band am Stab = 1,50 Meter) und sie noch einmal so richtig Sonne abbekommen hat;
etwa Ende August bis Anfang Oktober, wenn der Geruch der Pflanze intensiv ist.


Und zwar vor der eventuellen Blüte.  Allein schon wegen der möglicherweise dadurch
ausgelösten Allergien.


Nach der Ernte


Die einzelnen Zweige werden von braunen und gelben Stellen gereinigt,
und Kopfüber in in einem dunklen (!) Raum zum trocknen aufgehängt (sonst bleichen sie aus).


Wenn sie richtig trocken sind, werden die Blätter von den Zweigen
abgestreift.

[Die Zweige lassen sich übrigens ebenfalls zerkleinern, trocknen, und danach auch pulverisieren
und als Tier-Medizin oder -Arznei im Futter verwenden]

Verarbeiten der Ernte


Die getrockneten Artemisia- Blätter werden von den Ästen gestreift und
können so (beispielsweise in einer Papiertüte) trocken aufgehoben werden.
















Alternativ werden sie in einer Kaffeemühle aufbrühfertig zerkleinert
und in einem Schraubglas oder etwas Ähnlichem aufbewahrt.

(Natürlich können sie auch im Ganzen aufgebrüht werden).


Stecklinge vorbereiten und einpflanzen



Die Stecklinge für das nächste Jahr werden Ende August- September geschnitten.




Man schneidet gesunde, noch wachsende Enden von den Zweigen [am besten aber vom zentralen Stengel] ab, streift die unteren Blätter ab und setzt sie in gut gewässerte Erde in kleine Töpfe ins Licht.

So kurze Stecklinge wie möglich schneiden - eher kleiner als hier gezeigt.
 





Pflanzerde mit Sand mischen und Stecklinge nicht ganz bis zum Boden einstecken, damit sie selbst nicht im Wasser stehen und unten Wurzeln bilden können.

Und mehr als nötig, um nach und nach den unausweichlichen Schwund auszugleichen derjenigen Stecklinge, die nicht angehen.




Die Stecklinge über den Winter bringen


Die Stecklinge sind nach dem Abschneiden sofort schlapp, erholen sich aber nach ein
paar Tagen (die meisten jedenfalls).




Unter die Lampe damit! Und zwar unter eine Planzenlampe oder -röhre, die den Herbst und Winter über durchgehend brennt.

Die Pflanzen immer gut feucht halten, die Töpfe dürfen ruhig im Wasser stehen.

Dort bleiben sie bis zum nächsten Frühjahr.

Und nun wird es wichtig, gegen Ende des Sommers zusätzliche kleine Pflanzen aus Seitentrieben gezüchtet zu haben, wie weiter oben in "Das Feld" beschrieben: Diese dienen, in Töpfen dazugestellt, als "Überwinterungs-" Pflanzen die Reserve für diejenigen Stecklinge dar, die eingehen oder nicht angehen.


Im nächsten Frühjahr


Im nächsten Frühjahr kommen sie dann vor dem Auspflanzen ins Gewächshaus.





Auspflanzen im Freien erst etwa nach dem 20. Mai, wenn die Nachtfröste durch sind,
sonst war alles umsonst!





Nach dem Auspflanzen vor den gierigen Vögeln schützen
(z. B. mit Karnickel- oder Hühnerdraht)







Anderes Ungeziefer scheint weniger ein Problem zu sein,
und wenn doch, einfach die befallene Zweige abknipsen.







Verwendung

Wozu das Ganze?

Manche sagen, Artemisia Annua hilft gegen Malaria und Krebs [in Verbindung mit Eisen].
Zur Vorbeugung und Behandlung.

Ob das stimmt, und dann auch noch für die hier gezüchteten Varianten,
sei dahingestellt. Der Wirkstoffgehalt wird schwanken, aber -
schaden wird es wohl nicht. Überdosieren wird schwer sein, hier ein
paar Anhaltspunkte - auf eigene Gefahr natürlich. Brrrr.
[Oder süßen, beispielsweise mit einer Eisen- Brausetablette]

Und woran merkt man, ob es überhaupt wirkt? Nun, bei sogenannten
"Gichtkrallen" hilft es auch - wenn also die kleinen Fingergelenke
schmerzhaft geschwollen und unbeweglicher geworden sind.

Wer den wirklich bitteren Tee nicht trinken mag (1/2 Teelöffel fein gemahlenes Pulver auf 1 Tasse heißes Wasser - abkühlen lassen hilft gegen den strengen Geschmack!) kann das Pulver auch in kleine Medikamentenkapseln füllen - von den kleinen sind's dann 3-4 pro Dosis, also etwas mehr als beim Tee.

Am besten Ausprobieren. Man merkt es ja, wenn der Schmerz nachlässt und wieder kommt, wenn man zu wenig nimmt.

Also denn, gerührt und geschüttelt.



Und weiter geht's: "Anamed" ist übrigens keine botanische Bezeichnung, sondern eine Initiative zur Züchtung von Saatgut etc.:

Die anamed e.V. - Aktion Natürliche Medizin in den Tropen

Samen kann man auch woanders bekommen.

Allerdings kommt es nun einmal auf die richtige Züchtung an;
da kann man hier oder hier suchen.

Oder hier mal nachfragen.


Aber ob es sich dafür lohnt...